DAB-Panelstudie

Übersicht zentraler Ergebnisse

Anhand der Bewertung hypothetischer Arbeitsangebote in einem Choice-Experiment analysieren wir, welche Merkmale von Arbeitsstellen für Männer und Frauen bei der Entscheidung zwischen Arbeitsangeboten relevant sind. Dabei untersuchen wir, ob die Präferenzen für Arbeitsarrangements geschlechtsspezifisch sind.

Die Ergebnisse zeigen, dass ein kollegiales Arbeitsumfeld und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten für junge Erwachsene die wichtigsten Faktoren bei der Wahl einer neuen Stelle sind. Frauen messen den Karriereaussichten ihres neuen Arbeitsplatzes ebenfalls große Bedeutung bei, wenn auch in geringerem Masse als Männer. Im Vergleich zu Männern sind sie jedoch weniger bereit, diese auf Kosten anderer Arbeitsplatzmerkmale, insbesondere der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, in den Vordergrund zu stellen. Für Frauen ist das berufliche Fortkommen einer von mehreren wichtigen Faktoren, die bei der Wahl zwischen verschiedenen Stellenangeboten berücksichtigt werden, während für Männer die Karriereperspektive das mit Abstand wichtigste Merkmal ist, das eine neue Stelle erfüllen muss neben dem Arbeitsklima. Darüber hinaus ist Frauen ein angemessener Lohn genauso wichtig wie Männer, unabhängig von ihrer Familiensituation und -planung. Das geschlechtsspezifische Lohngefälle kann also nicht auf die Bereitschaft der Frauen zurückgeführt werden, im Gegenzug für familienfreundliche Arbeitsbedingungen auf Lohn zu verzichten. Im Großen und Ganzen sind die Präferenzen von Männern und Frauen in Bezug auf die Arbeitsbedingungen jedoch weit weniger gespalten als die Realität auf dem Arbeitsmarkt.

Madlaina Jost und Sara Möser. 2023. Salary, flexibility or career opportunity? A choice experiment on gender specific job preferences. Frontiers in Sociology, 8. https://doi.org/10.3389/fsoc.2023.1154324.

Es zeigt sich, dass die zweite Generation von Migrant:innen höhere Bildungs- und Berufsaspirationen haben als ihre einheimischen Peers, während sie weniger Bildungserfolge und benachteiligte Chancen auf dem Arbeitsmarkt aufweisen. Dieses Phänomen wird im dritten Artikel dieser Dissertation untersucht. Die Entwicklung von Berufsaspirationen wird genutzt um die Gültigkeit zweier theoretischer Erklärungen zu prüfen: Informationsdefizit und Optimismus. Die längsschnittliche Analyse der Entwicklung ihrer Berufswünsche während des Übergangs von der Schule in den Beruf zeigt, dass Schüler:innen mit Migrationshintergrund nicht nur hohe Ziele haben, wenn sie noch in der obligatorischen Schule eingeschrieben sind, sondern auch langfristig optimistisch bleiben.  Dieser anhaltende Optimismus deutet darauf hin, dass ihre hohen Ambitionen nicht als das Resultat einer naiven Fehleinschätzung von Arbeitsmarktchancen abgetan werden können, sondern, dass Kinder von Migrant:innen grundsätzlich ambitioniert sind.

  • Möser, Sara 2022. Naïve or Persistent Optimism? The Changing Vocational Aspirations of Children of Immigrants at the Transition from School to Work. Swiss Journal of Sociology, vol.48, no.2, pp.255-284. https://doi.org/10.2478/sjs-2022-0015
  • Sara Möser. 2023. Platz für berufliche Träume. Transfer. Berufsbildung in Forschung und Praxis 8(11).

Beim Übergang von der obligatorischen Schule in die Berufsausbildung und beim darauffolgenden Übertritt in den Arbeitsmarkt treffen Jugendliche eine Reihe folgenschwerer Entscheidungen. Unsere Studie beschäftigt sich mit zwei solcher Entscheidungen: der Wahl einer spezifischen Lehrstelle nach der obligatorischen Schulzeit sowie der Wahl der ersten Arbeitsstelle nach Abschluss der Berufslehre. Welche Merkmale von (Lehr-)Stellenangeboten sind (zukünftigen) Lernenden dabei wichtig? Unsere hierfür durchgeführten Experimente zeigen, dass die inhaltliche Passung der (Lehr-)Stelle mit der gewünschten beruflichen Spezialisierung das wichtigste Kriterium für die Wahl einer (Lehr-)Stelle ist. Reguläre Arbeitszeiten ohne Wochenend- und Abenddienst sowie die Möglichkeit, nach der Lehre vom Betrieb übernommen zu werden, sind weitere Kriterien, nach denen angehende Lernende ihre Lehrstelle aussuchen. Zudem zeigt sich, dass Absolventinnen und Absolventen einer Berufslehre bereit sind, Einbussen im Gehalt ihrer ersten Anstellung hinzunehmen, wenn ihnen ein unbefristeter Vertrag angeboten wird oder das Unternehmen Weiterbildungswünsche unterstützt.

 

Die Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf der Sekundarstufe I zeigt, dass bereits während der obligatorischen Schulzeit hohe soziale Selektivität der Bildungsbeteiligung vorliegt. Am Übergang in die Sekundarstufe II zeigen die Daten der DAB Panelstudie Unterschiede im Entscheidungsverhalten nach sozialer Herkunft, bezüglich des Verlaufs der Ausbildungsentscheidung und bezüglich der Entscheidung zwischen Ausbildungsalternativen. Dabei wirken sowohl primäre und sekundäre Effekte sozialer Herkunft als auch ethnische Herkunftseffekte.

In der 8. Klasse wissen die meisten Schülerinnen und Schüler, welcher Ausbildungstyp auf der Sekundarstufe II für sie infrage kommt. Ungleichheiten bei der erfolgreichen Realisierung dieses Ausbildungswunsches bestehen nach Geschlecht und nach Schultyp auf der Sekundarstufe I. Schülerinnen gelingt dabei der direkte Eintritt in eine zertifizierende Ausbildung der Sekundarstufe II deutlich schlechter als Schülern. Schülerinnen des Schultyps mit erweiterten Anforderungen weisen jedoch einen höheren Anteil mit Aspirationen für eine Mittelschule auf und setzen ihre Bildungsabsicht zu einem höheren Anteil um als Schüler. Trotz Aspiration für eine berufliche Ausbildung treten Jugendliche des Schultyps mit Grundanforderungen zu einem geringeren Anteil direkt in eine Berufsausbildung ein als Jugendliche des Schultyps mit erweiterten Anforderungen. Wie beim Übergang in die Sekundarstufe I bestehen auch bei den Ausbildungsaspirationen und beim Übergang in die Sekundarstufe II deutliche Unterschiede nach Bildungsniveau und Sozialstatus des Elternhauses.

Fast ein Fünftel der Mädchen und Knaben der DAB Panelstudie entwickeln so genannte geschlechtsspezifische Berufsaspirationen. Die Präferenz für „Frauen- bzw. Männerberufe“ ist jedoch nur nachrangig auf Geschlechterrollenorientierungen zurückzuführen, vielmehr liegen diesem Effekt subjektive Einschätzungen von Restriktionen und Opportunitäten für die verschiedenen Ausbildungsalternativen zugrunde.

Neben Aspekten der sozialen Herkunft und damit eng verbunden der schulischen Leistung, stehen die Bildungschancen von Jugendlichen in Zusammenhang mit den regionalen Gelegenheitsstrukturen und den offenstehenden Ausbildungsalternativen. Je umfangreicher die regionalen Gelegenheitsstrukturen sind, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche eine allgemeinbildende Ausbildung absolvieren, während das Gegenteil auf berufsbildende Ausbildungen zutrifft. Jugendliche aus Regionen mit vergleichsweise eingeschränkten Gelegenheitsstrukturen verfügen zudem über geringere Möglichkeiten, eine Zwischenlösung zu absolvieren und sind deshalb eher gezwungen, direkt eine berufliche Ausbildung zu beginnen.

Die Berufsmaturität wird nicht nur immer stärker nachgefragt, sondern bereits an der ersten Schwelle von den Schülerinnen und Schülern explizit als Ausbildungsweg aspiriert. Damit stellt sie neben der klassischen Berufslehre und dem Abschluss eines Gymnasiums bzw. einer Mittelschule eine wichtige Bildungsoption im Entscheidungsspektrum jugendlicher Schulabgänger am Ende der obligatorischen Schulzeit dar.

  • Jäpel, Franziska. 2017. Die Berufsmaturität als Ausbildungsalternative. Einflussfaktoren individueller Bildungsentscheidungen am Übergang in die nachobligatorische Ausbildung. Haupt Verlag.
  • Jäpel, Franziska. 2017. Die Berufsmaturität als Ausbildungsalternative. In: SGAB Newsletter 06/2017.